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Mutterkorn

Mutterkorn ist ein Pilz, der auf Roggen und weniger häufig auch auf anderen Gräsern und Getreidesorten wie Gerste wächst.

Mutterkorn hat eine interessante Geschichte. Während des Mittelalters war Ergotismus, eine ernsthafte Reaktion auf mit Mutterkorn kontaminierte Nahrungsmittel (wie Roggenbrot), weit verbreitet und als Antoniusfeuer bekannt. Diese Krankheit wurde häufig durch Besuche des Schreins des heiligen Antonius geheilt, welcher sich in eine mutterkornfreien Region von Frankreich befand. Einige Wissenschaftler glauben außerdem, dass Mutterkorn bei der Hexenjagd von Salem im Jahr 1692 eine Rolle spielte. Sie glauben, dass einige Frauen in Salem als Resultat des Verzehrs von mit Mutterkorn kontaminierten Nahrungsmitteln ein seltsames Verhalten entwickelten. Dieses Verhalten führte dazu, dass sie als Hexen verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden. Trotz ernsthafter Sicherheitsbedenken wird Mutterkorn als Medizin verwendet. Frauen verwenden es zur Behandlung exzessiver Blutungen während der Menstrualperiode, zu Beginn der Menopause und nach Fehlgeburten. Sie verwenden Mutterkorn außerdem nach der Geburt, um die Ausscheidung der Plazenta zu fördern und eine Kontraktion des Uterus hervorzurufen. Historisch gesehen wurde Mutterkorn zur Beschleunigung des Eintritts der Wehen verwendet, doch diese Verwendung wurde beendet, nachdem eine Verbindung zwischen der Verwendung von Mutterkorn und einer erhöhten Anzahl von Totgeburten hergestellt werden konnte. Bestimmte in Mutterkorn enthaltene Chemikalien werden in verschreibungspflichtigen Medikamenten verwendet.

Wie wirkt Mutterkorn?

Mutterkorn enthält Chemikalien, die dabei helfen können, Blutungen durch eine Verengung der Blutgefäße zu reduzieren.

Wie effektiv ist Mutterkorn?

Es gibt nicht genügend wissenschaftliche Daten, um eine Aussage bezüglich der Wirksamkeit von Mutterkorn zur Reduzierung von Blutungen während der Menstruation, zur Förderung der Ausscheidung der Plazenta, bei einer Verwendung während der Menopause und in Verbindung mit einer Fehlgeburt treffen zu können. Es bedarf weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen, um die Effektivität von Mutterkorn bei diesen Anwendungen bewerten zu können.

Sicherheit und Nebenwirkungen

Mutterkorn ist nicht sicher und unbedenklich. Es besteht ein hohes Risiko für Vergiftungen, welche tödlich sein können. Frühe Symptome einer Vergiftung umfassen Übelkeit, Erbrechen, Muskelschmerzen und Schwäche, Taubheitsgefühle, Jucken und einen schnellen oder langsamen Herzschlag. Eine Mutterkornvergiftung kann zu Wundbrand, Sehproblemen, Verwirrung, Spasmen, Krämpfen, Bewusstlosigkeit und Tod führen.

Vorsichtsmaßnahmen und Warnungen

Die Verwendung von Mutterkorn ist für niemanden sicher und unbedenklich, doch einige Menschen haben besondere Gründe Mutterkorn nicht zu verwenden:

Schwangerschaft und Stillzeit: Die Verwendung von Mutterkorn ist für schwangere und stillende Frauen nicht sicher und unbedenklich. Mutterkorn besitzt viele Wirkungen, die während Schwangerschaft und Stillzeit schädlich sein können.

Herzkrankheiten: Mutterkorn kann die Blutgefäße verengen und Herzkrankheiten verschlimmern.

Erkrankungen der Nieren: Menschen, die unter Nierenproblemen leiden, sind nicht dazu in der Lage, Mutterkorn gut genug auszuscheiden. Dies kann dazu führen, dass sich Mutterkorn im Körper ansammelt, wodurch das Risiko einer Mutterkornvergiftung steigt.

Erkrankungen der Leber: Menschen, die unter Leberproblemen leiden, sind nicht dazu in der Lage, Mutterkorn gut genug auszuscheiden. Dies kann dazu führen, dass sich Mutterkorn im Körper ansammelt, wodurch das Risiko einer Mutterkornvergiftung steigt. Verengung der Blutgefäße, die Beine und Füße mit Blut versorgen (periphere vaskulare Erkrankung): Mutterkorn kann die Blutgefäße verengen und diese Erkrankung verschlimmern.

Wechselwirkungen

Mutterkorn sollte nicht in Kombination mit folgenden Medikamenten verwendet werden:

Antidepressiva

Mutterkorn kann die die Spiegel der Gehirnchemikalie Serotonin erhöhen. Auch einige Antidepressiva erhöhen die Serotoninspiegel im Gehirn. Die Einnahme von Mutterkorn in Kombination mit diesen Antidepressiva könnte die Serotoninspiegel zu stark erhöhen und ernsthafte Nebenwirkungen wie Herzprobleme, Zittern und Angstzustände hervorrufen. Aus diesem Grund sollte man Mutterkorn nicht verwenden, wenn man Antidepressiva einnimmt.

Medikamente gegen Depressionen (Monoamin Oxidase Hemmer, MAOI)

Mutterkorn kann die Spiegel der Gehirnchemikalie Serotonin erhöhen. Auch Monoamin Oxidase Hemmer erhöhen die Serotoninspiegel im Gehirn. Die Einnahme von Mutterkorn in Kombination mit diesen Medikamenten könnte die Serotoninspiegel zu stark erhöhen und ernsthafte Nebenwirkungen wie Herzprobleme, Zittern und Angstzustände hervorrufen

Bei einer Kombination von Rosskastanie mit folgenden Medikamenten sollte man vorsichtig sein:

Dextromethorphan

Mutterkorn kann die Spiegel der Gehirnchemikalie Serotonin erhöhen. Auch Dextromethorphan kann die Serotoninspiegel im Gehirn beeinflussen. Die Einnahme von Mutterkorn in Kombination mit Dextromethorphan könnte die Serotoninspiegel zu stark erhöhen und ernsthafte Nebenwirkungen wie Herzprobleme, Zittern und Angstzustände hervorrufen

Mutterkornderivate

Mutterkorn enthält dieselben Chemikalien wie Mutterkornderivate in verschreibungspflichtigen Medikamenten. Die Einnahme von Mutterkorn Supplements in Kombination mit verschreibungspflichtigen Mutterkornderivaten kann Wirkungen und Nebenwirkungen von Mutterkorn verstärken.

Medikamente, die den Abbau anderer Medikamente durch die Leber reduzieren können (Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4) Hemmer)

Einige Medikamente werden über die Leber abgebaut. Manche Medikamente können die Geschwindigkeit, mit der die Leber Mutterkorn abbaut, reduzieren. Die Einnahme von Mutterkorn in Kombination mit einigen Medikamenten, die den Abbau anderer Medikamente durch die Leber verlangsamen können, kann Wirkungen und Nebenwirkungen von Mutterkorn erhöhen. Man sollte vor der Einnahme von Mutterkorn mit seinem Arzt sprechen, falls man Medikamente einnimmt, die den Abbau anderer Medikamente durch die Leber beeinflussen können.

Meperidin

Mutterkorn kann die Spiegel der Gehirnchemikalie Serotonin erhöhen. Auch Meperidin kann die Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen. Die Einnahme von Mutterkorn in Kombination mit Meperidin könnte die Serotoninspiegel zu stark erhöhen und ernsthafte Nebenwirkungen wie Herzprobleme, Zittern und Angstzustände hervorrufen

Pentazocin

Mutterkorn kann die Spiegel der Gehirnchemikalie Serotonin erhöhen. Auch Pentazocin erhöht die Serotoninspiegel im Gehirn. Die Einnahme von Mutterkorn in Kombination mit Pentazocin könnte die Serotoninspiegel zu stark erhöhen und ernsthafte Nebenwirkungen wie Herzprobleme, Zittern und Angstzustände hervorrufen. Aus diesem Grund sollte man Mutterkorn nicht verwenden, wenn man Pentazocin einnimmt.

Stimulanzien

Stimulanzien beschleunigen die Funktion des Nervensystems. Eine Beschleunigung der Funktion des Nervensystems kann ein Gefühl der inneren Unruhe hervorrufen und den Herzschlag beschleunigen. Auch Mutterkorn kann die Funktion des Nervensystems beschleunigen. Die Einnahme von Mutterkorn in Kombination mit Stimulanzien kann ernsthafte Probleme inklusive erhöhter Herzfrequenz und hohem Blutdruck zur Folge haben. Aus diesem Grund sollte man eine Kombination von Mutterkorn mit Stimulanzien vermeiden.

Tramadol

Tramadol kann die Gehirnchemikalie Serotonin beeinflussen. Auch Mutterkorn kann die Serotoninspiegel beeinflussen. Die Einnahme von Mutterkorn in Kombination mit Tramadol kann die Serotoninspiegel im Gehirn zu stark erhöhen und Nebenwirkungen inklusive Verwirrung, Zittern, Muskelsteifheit und weitere hervorrufen.

Dosierung

Eine angemessene Dosierung von Mutterkorn hängt von unterschiedlichen Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand und weiteren ab. Zum augenblicklichen Zeitpunkt gibt es keine ausreichenden wissenschaftlichen Daten, um eine Aussage über angemessene Dosierungsbereiche für Mutterkorn treffen zu können. Aus diesem Grund sollte man sich an die Dosierungsanleitung auf dem Etikett halten und/oder vor der Verwendung einen Arzt oder Apotheker fragen.

Referenzen

  1. Eadie MJ. Convulsive ergotism: epidemics of the serotonin syndrome? Lancet Neurol 2003;2:429-34.
  2. Etzel RA. Mycotoxins. JAMA 2002;287:425-7.
  3. Singhal AB, Caviness VS, Begleiter AF, et al. Cerebral vasoconstriction and stroke after use of serotonergic drugs. Neurology 2002;58:130-3