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Johanniskraut

Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Johanniskraut ist eine ausdauernde, aufrechte, im oberen Teil ästig verzweigte Pflanze mit 20 bis 100 cm hoch wachsendem Stängel. Im Unterschied zu anderen Hypericum-Arten besitzen die Stängel des Johanniskraut zwei Längskanten und im durchscheinenden Licht vielfach perforiert erscheinende Blätter. Die goldgelben, unsymmetrischen Blüten fallen durch ihre zahlreichen, langen Staubblätter auf und bilden traubig zusammengesetzte Trugdolden. Beim Zerreiben der frischen Blüten, tritt ein dunkelroter Farbstoff aus. Medizinisch verwendet wird das aus den frischen Blüten gewonnene Johannisöl und die kurz vor der Blüte geernteten und getrockneten Zweigspitzen (Kraut). Um den 24. Juni herum, dem Johannistag und zugleich längsten Tag des Jahres steht das Johanniskraut in schönster Blüte. Der beim Zerreiben der frischen Blüten austretende rote Farbstoff soll das Blut Christi symbolisieren. Nicht nur der goldgelben Blüten wegen wird das Kraut der Sonne zugeordnet, im Mittelalter glaubte man sogar damit den Teufel und alles Böse austreiben zu können. Seit etwa 2000 Jahren wird Johanniskraut als Heilpflanze verwendet, zunächst vor allem als Wundbehandlungsmittel.

Woher kommt der Name?

Der Name Hypericum wurde von Dioskurides übernommen, der die Pflanze unter den Namen Hypericon kannte. Das lateinische Wort perforatum bedeutet durchlöchert und nimmt auf die bei Gegenlicht perforiert erscheinenden Blätter Bezug. Dieses Aussehen kommt durch die mit stark lichtbrechenden Ölen gefüllten Sekretbehälter zustande. Der Name Johanniskraut erinnert an den Johannistag, dem Geburtstag Johannes des Täufers.

Wo kann das Johanniskraut helfen?

Aus dem Johanniskraut hergestellte Extrakte werden mit gutem Erfolg und ausgezeichneter Verträglichkeit zur Behandlung leichter bis mittelschwerer Depressionen eingesetzt. Auch Nervosität, Schlafstörungen, niedergeschlagene Stimmung und psychovegetative Symptome (körperliche und nervöse Beschwerden ohne organische Ursache, z. B. Gereiztheit, Magen-, Kopf- oder Rückenschmerzen, Herzbeschwerden), die häufig in Verbindung mit einer Depression auftreten, werden gebessert. Aber auch bei Nervenbeschwerden, Krämpfen, Virusinfektionen, Wunden, Magenschleimhautentzündung, Magengeschwür, Neuralgie und als Leber- und Gallentonikum wird sie eingesetzt. Obwohl Johanniskraut seit über 2000 Jahren medizinisch genutzt wird, ist die Anwendung als Antidepressivum erst seit Mitte des vorletzten Jahrhunderts bekannt. 1896 schreibt Erna M. Zimmer in ihrem "Kräutersegen", dass dieses Kraut aus der Sympathiemedizin "besonders aber auch da wächst, wo der Mensch einsam und sich selbst überlassen ist". Allerdings tritt die Wirkung erst allmählich ein, so dass ein Erfolg erst nach einer Behandlung von etwa 4 Wochen beurteilt werden kann. Als wirksames Prinzip werden synergistische Effekte mehrerer Inhaltsstoffe des Gesamtextrakts angesehen. Das aus den frischen Blüten gewonnene Johannisöl besitzt eine andere Zusammensetzung und wird vornehmlich äußerlich zur Behandlung von kleineren Verletzungen verwendet.

Anwendung von Johanniskraut

  • stabilisierend bei Stress, Trauer und anderen emotionalen Belastungen
  • bei psychovegetativen Beschwerden (z. B. Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen usw.)
  • macht nicht müde
  • macht nicht abhängig

Johanniskraut als Öl

ätherisches Öl und Catechingerbstoffe. Der Gehalt an einzelnen Inhaltsstoffen ist stark abhängig vom Entwicklungsstand der Pflanze und der Lichtexposition. So ist z.B. der Gehalt an Hypericin in Blüten und Knospen am höchsten, der Gehalt an Hyperforin dagegen in den reifen Früchten. Das durch Ausziehen der Blüten mit fetten Ölen (Oliven-, Sonnenblumen- oder Weizenkeimöl) gewonnene Johannisöl (Rotöl) wird traditionell äußerlich zur Behandlung von Wunden, leichten Verbrennungen. Hautentzündungen und stumpfen Verletzungen verwendet. Innerlich genommen soll es bei Verdauungsbeschwerden helfen. Die Wirksamkeit ist jedoch nicht belegt. Für die leuchtend rubinrote Farbe werden Ölhypericine, die sich bei der Herstellung in Gegenwart von Licht und Wasser bilden, verantwortlich gemacht.

Verwendung von Johannisöl

  • Verbrennungen, Verletzungen, Dermatitis
  • Innerlich: Verdauungsbeschwerden

Referenzen

  1. Aldo Poletti; Prof. Dr. Heinz Schilcher; Dr. Alfred Müller: HEILKRÄFTIGE PFLANZEN, Walter Hädecke Verlag, (1982). ISBN 3-7750-0104-2
  2. Prof. Dr. Hans Flück: Unsere Heilpflanzen, Ott-Verlag, Thun 1941.
  3. Lexikon der Arzeipflanzen und Drogen; Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg.
  4. Prof. Dr. Heinz Schilcher: Kleines Heilkräuter-Lexikon; Walter Hädecke Verlag, 1999; ISBN 3-7750-0316-9.
  5. Jaques De Sloover, Martine Goossens: Wildpflanzen (Gewürzkräuter und Heilpflanzen); Benziger Verlag, 1982; ISBN 3 545 34025 2. 6. M. Pahlow: Das grosse Buch der Heilpflanzen; Bechtermünz Verlag 2002; ISBN 3-8289-1839-5.