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Hoodia Gordonii

Die Wüste Kalahari im südlichen Afrika ist eine karge, lebensfeindliche Landschaft. Doch die Buschmänner vom Stamme der Khoi-San haben in Jahrtausenden gelernt, die versteckten Schätze der Wüste zu nutzen. Einer davon ist eine stachlige Pflanze: der Hoodia-Kaktus. Des Kaktus wächst in weiten Teilen Südafrikas. 20 weitere Spezies gehören zur Familie der Asclepiadaceae (Schwalbenwurzgewächse). Diese ungewöhnlichen flachen Blumen blühen marmoniert rot, purpur, braun oder dunkelgelb.Die Legende erzählt, dass die Khoi-San auf ihren Jagden mit dem Kaktus tagelang Hunger und Durst stillen konnten. In den Sechziger Jahren soll südafrikanischen Soldaten die appetitzügelnde Wirkung aufgefallen sein. Damals haben sie Buschleute als Fährtenleser im Angola-Krieg eingesetzt. Die schmächtigen Ureinwohner kamen fast ohne Verpflegung aus. Stattdessen aßen sie immer wieder ein Stück Hoodia-Kaktus. Ein raffiniertes Molekül (P57) im Fleisch der Hoodia gaukelt dem Gehirn vor, dass der Blutzuckerspiegel schon ausreichend ist. Das P57-Molekül hat bewiesen, dass ein 100.000 Mal kräftigeres Signal als die Glucose zum Gehirn zu schickt mit der Botschaft dass der Körper satt (gesättigt) ist. Wenn man also nur ein bisschen Hoodia kaut, fühlt man sich pappsatt. Der Hoodia-Wirkstoff ist kein Opiat und ruft keine euphorischen Zustände hervor. Den Erfahrungen der Buschmänner nach, kann man mit Hoodia den ganzen Tag ohne Essen laufen, die ganze Nacht Liebe machen und feiern. Auch den anschließenden Kater soll man mit Hoodia nicht mehr spüren. Der Staat Südafrika witterte schon vor Jahren eine Goldgrube: An einem geheimgehaltenen Ort wird die Pflanze in großen Mengen angebaut.

Wüstenpflanze ohne Nebenwirkungen

Südafrikanische Wissenschaftler nahmen die Wüstenpflanze genauer unter die Lupe und isolierten 1996 ein Wirkstoffextrakt mit dem Namen "P 57". Die Lizenz für die Weiterentwicklung und weltweite Vermarktung des Appetithemmers wurde im darauffolgenden Jahr an die englische Öko-Pharmafirma Phytopharm verkauft.

Eine erste kleine Studie dieser Firma mit 18 Teilnehmern verlief viel versprechend:

Das Ergebnis: Der Hoodia-Kaktus reduziert die tägliche Kalorienaufnahme und hilft so beim Abnehmen. In sauber durchgeführten Doppelblind-Studien verloren neun übergewichtige Briten einige Pfunde, als sie den Hoodia-Kaktus in Kapselform schluckten: Sie nahmen durchschnittlich nur noch 2.200 Kalorien pro Tag zu sich, obwohl sie so viel essen durften, wie sie wollten. Weitere neun Männer, die mit einem Placebo abgespeist wurden, schaufelten dagegen täglich 3.200 Kalorien in sich hinein. Nebenwirkungen wurden dabei nicht festgestellt. Der amerikanische Pharmariese Pfizer witterte ein Milliarden-Geschäft und übernahm 2001 für 32 Millionen Dollar die Lizenzrechte. Pfizer ließ sofort eine Reihe von Studien mit Tieren und Menschen durchführen. In den Tierstudien hemmte P57 selbst den Appetit von langer Zeit nicht gefütterten Ratten vollständig. Als bei den Ratten P57 direkt ins Gehirn gespritzt wurde, erhöhte sich die ATP-Menge im Hypothalamus im Nu um 50 bis 150 Prozent. Das ist entscheidend, weil ATP (Adenosintriphosphat) die wichtigste Energiequelle des menschlichen Körpers darstellt. Sämtliche Nahrung, die wir aufnehmen, wird letztlich in ATP umgewandelt. Anders als andere Gewichtsabnahmen unterstützende Substanzen übt Hoodia keine stimulierende Wirkung auf den Körper aus und gefährdet damit weder das kardiovaskuläre System noch die Organe.

Am Gewinn beteiligt

Die Geschichte um den Hoodia-Kaktus sorgte ein Jahr später für weltweite Schlagzeilen, weil es den afrikanischen Buschmännern gelang, Gewinnanteile an der Vermarktung ihres traditionellen Wissens einzuklagen. Dies wurde als historischer Sieg für eine einheimische Minderheit bewertet. Nach jahrelangem Rechtsstreit unterzeichnete der Rat der San-Buschmänner schließlich eine Vereinbarung, die dem Urvolk 1,5 Millionen Euro und sechs Prozent Gewinnbeteiligung sichert. Weitere Schlagzeilen gab es, als der Großkonzern Pfizer noch im gleichen Jahr seine Lizenzrechte an die kleine englische Firma Phytopharm zurückgab und sich damit aus dem Geschäft zurückzog. Offizielle Erklärung: Pfizer löst seine Abteilung für Naturprodukte auf. Die Firma Phytopharm steht nach eigenen Aussagen derzeit in Verhandlungen mit drei großen Herstellern von Nahrungsergänzungsmitteln und plant, ab 2005 weitere Studien zu "P 57" laufen zu lassen.

Fakt ist

Bis heute ist unklar, wie der Hoodia-Kaktus eigentlich genau wirkt. Bislang sind keine weiteren Studienergebnisse über die geheimnisvolle Substanz "P 57" veröffentlicht worden. Der Markt boomt trotzdem. Erste Tierstudien deuten jedoch wie erwähnt darauf hin, dass Hoodia in Anbetracht seiner potenten appetitzügelnden Wirkung erstaunlich frei von Nebenwirkungen ist.

Dosierung

Studien zeigten, dass die Ergänzung mit Hoodia den Nahrungskonsum um bis zu 60% reduzieren kann. Zu diesem Zweck erscheint die Einnahme von zweimal 300-500mg pro Tag auf leeren Magen ratsam.

Referenzen

  1. Handbuch der Arzneipflanzen; Wyk, Wink, Wink; Deutscher Apotheker Verlag, Stuttgart 2004
  2. Schlank durch Buschmänner. Diätpille aus der Wüste." Ein Bericht des Bayrischesn Rundfunks http://www.br-online.de/politik/ausland/themen/09224/
  3. "Hoodia – Der Kaktus, der nicht sticht, sondern den Appetit zügelt" . Ein Artikel aus " Medizin Aspekte" http://www.medizin-aspekte.de/0502/alternativen/hoodia_kaktus.htm
  4. Ein kurzer Bericht über Hoodia, der auch die potenzfördernde Wirkung der Pflanze hervorhebt. http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/cstuecke/50566/
  5. Botanische Informationen über die Pflanzenfamilie, zu der Hoodia gehört. http://www.ig-ascleps.org/Asclepiadaceae.htm
  6. Hamburger Abendblatt: http://www2.abendblatt.de/daten/2003/03/28/139217.html
  7. ZDF Ratgeber http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/0/0,1872,2122528,00.html
  8. BBC News: http://www.news.bbc.co.uk/1/hi/programmes/correspondent/2947810.stm