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Fluor

Fluor ist ein nicht-metallisches gasförmiges Element aus der Gruppe der Halogene. Sein chemisches Symbol lautet F. Es besitzt die Ordnungszahl Z = 9 im Periodensystem der Elemente. Sein Name leitet sich von dem lateinischen Verb fluere = fließen ab. Es ist ein farbloses und in höheren Konzentrationen gelblich-grünes Gas mit einem an Chlor erinnernden stechenden Geruch und schwerer als Luft. Es wurde als Flussspat bereits von dem Naturforscher Agricola im Jahre 1529 als Flussmittel bei der Metallschmelze beschrieben. In der Erdrinde ist es das 17 häufigste Element. Fluor wurde von dem französischen Chemiker Henri Moissan (1852-1907) im Jahre 1886 mittels Elektrolyse das erste Mal als Element gewonnen. In der Natur kommt es vor allem als Flussspat (Kalziumfluorid) vor. Flusssäure (FCL) ist die gefährlichste Säure überhaupt, Verätzungen der Haut mit höheren Konzentrationen dieser Säure können Zerstörungen bis auf den Knochen hervorrufen. Verwendung findet es z.B. als Uranhexafluorid bei der Isotopentrennung von Natururan für Kernreaktoren oder Kernwaffen. Es ist außerdem ein wichtiges Mittel bei der Aluminiumherstellung und in Raketenantrieben wird es als Oxidationsmittel verwendet. In der Industrie verwendet man Fluor weiterhin dazu, Kunststoffe aus Polyethylen beständiger gegen Benzin und organische Lösungsmittel zu machen. Im menschlichen Körper wird Fluor in Form von Fluoriden aufgenommen. Der erwachsene Mensch enthält einige Gramm Fluorid. Fluoride sind ein natürlicher Baustein unseres Körpers, der an Knochenbildung und Wachstum maßgeblich beteiligt ist. Bezüglich der Kariesprophylaxe hat sich herausgestellt, dass eine ausreichende Versorgung des Körpers mit Fluoriden das Auftreten von Karies deutlich mindert. Einige Medikamente enthalten neben anderen Wirkstoffen auch Fluoride.

Funktionen im Körper

Fluoride tragen zur Härtung von Zähnen und Knochen bei. Man kann davon ausgehend, dass allein in den Zähnen und Knochen über 95% des im Körper befindlichen Fluors eingebaut sind. Der restliche Anteil befindet sich in Haut, den Haaren und den Fuß- und Fingernägeln. Fluorid wird in das Apatit der Knochen und Zähne eingebaut. Unter Apatiten versteht man Mineralien, die aus Kalziumphosphat und Kalziumfluorid oder Kalzium Hydroxid bestehen. Es sei erwähnt, dass sich Knochenasche zu 80% aus Apatit und 20% aus Kalziumkarbonat zusammensetzen. Apatit härtet den Zahnschmelz und trägt somit zur Widerstandsfähigkeit der Zähne gegen Umwelteinflüsse bei. Vor allem schützt es vor den Säuren, die von Kariesbakterien gebildet werden.

Fluoridaufnahme

Viele Regionen Deutschlands sind Fluoridmangelgebiete. Das Trinkwasser enthält im Durchschnitt nur etwa 0,3 mg Fluorid pro Liter Wasser. In Ölsardinen, Hühnerfleisch und schwarzem Tee sind noch nennenswerte Menge von Fluorid enthalten. Die tägliche Fluoridaufnahme über Trinkwasser und Nahrung ist für einen sinnvollen Kariesschutz und zur Stärkung der Knochen nicht ausreichend. Daher muss dem Körper zusätzliches Fluorid zugeführt werden. Hierfür gibt es mehrere Möglichkeiten:

Fluoridzufuhr

  • fluoridhaltige Zahnpasten
  • Anwendung von Fluoridgelee (verschreibungspflichtig)
  • Einpinseln eines Fluoridlacks (durch den Zahnarzt)
  • Spülen mit Fluoridlösung
  • fluoridiertes Speisesalz
  • Fluoridtabletten
  • fluoridierte Milch
  • fluoridierte Mineralwässer

Gerade die unkomplizierte Anwendung von fluoridiertem Speisesalz statt herkömmlichen ohne Fluor ist ein sehr effektives und kostengünstiges Mittel, das schon in vielen Untersuchungen zu positiven Ergebnissen geführt hat. Im Handel wird es ausschließlich in Kombination mit Jod als "Jodsalz mit Fluorid" angeboten. Es sollte anstatt des normalen Haushaltssalzes in jedem Haushalt verwendet werden. Im Haushalt sollte entweder fluoridiertes Speisesalz oder Fluoridtabletten verwendet werden, beides zusammen angewandt könnte eine Überdosierung verursachen. Ausgenommen sind Säuglinge und Kleinkinder, weil sie nur sehr geringe Mengen Salz zu sich nehmen. Sie sollten daher weiterhin Fluoridtabletten erhalten. Zu berücksichtigen ist auch der Fluoridgehalt in Zahnpasta. Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist der Einsatz von fluoridhaltiger Zahnpasta sinnvoll. Für Kinder sollte man spezielle Kinderzahnpasta verwenden, da der Fluoridgehalt in den Erwachsenenzahncremes zu hoch ist. Es sei aber ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es auch Stimmen gibt, die den Einsatz von fluoridierten Lebensmitteln oder Getränken ablehnen oder aber zumindest für bedenklich halten.

Mangelerscheinungen

Es ist eindeutig erwiesen, dass die Anfälligkeit für Karies mit einem Mangel an Fluor verbunden ist. Dies gilt besonders für Kinder und Jugendliche. Neuere Forschungsergebnisse zeigen außerdem einen möglichen Zusammenhang zwischen Fluormangel und der Häufigkeit von Osteoporose, Arteriosklerose und Arterienverkalkung auf.

Überdosierung

Eine tägliche Einnahme von bis zu 5 mg Fluorid pro Tag gilt bei Erwachsenen nicht als schädlich. Eine Mehreinnahme kann zur so genannten Fluorose führen, die unter anderem den Zahnschmelz fleckig entfärben lässt und paradoxerweise weich werden lässt, sowie die Anfälligkeit für Osteoporose durch das Ausfällen von Kalzium steigert. Bei einer akuten Vergiftung mit Fluorid kommt es zu Erbrechen und Krampfzuständen.

Bedarf

Der Bedarf an Fluorid richtet sich nach dem Alter und Geschlecht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt eine Einnahme von 0,25 (bei Säuglingen) bis zu 4 mg Fluorid (bei Erwachsenen) täglich, wobei der Bedarf von erwachsenen Frauen mit etwa 3 mg etwas darunter liegt.

Sicherheit und Nebenwirkungen

Fluor ist für die meisten Menschen in den Mengen, die in einigen Ländern zum Trinkwasser hinzugefügt werden und in den Mengen, die in Zahnpasta und Mundspülungen enthalten sind, sicher und unbedenklich. Auch niedrige Dosierungen (bis zu 20 mg elementares Fluor pro Tag) von oral eingenommenem Fluor in Form von Supplements scheinen für die meisten Menschen sicher und unbedenklich zu sein. Höhere Dosierungen sind nicht sicher und unbedenklich und können Knochen und Bänder schwächen, Muskelschwäche hervorrufen und Probleme im Bereich des Nervensystems verursachen. Hohe Fluor Dosierungen können bei Kindern, die noch die Milchzähne haben, Verfärbungen der Zähne hervorrufen. Zahnpasta und fluorhaltige Mundspülungen sollten nicht geschluckt werden, was insbesondere für Kinder gilt. Es ist eine gute Idee darauf zu achten, dass Kinder unter 6 Jahren nur eine erbsengroße Meine an fluorhaltiger Zahnpasta verwenden, um ein Verschlucken größerer Mengen zu verhindern.

Die maximale tägliche Zufuhr für elementares Fluor – die höchste Menge, bei der keine schädlichen Nebenwirkungen zu erwarten sind – wurde wie folgt festgelegt:

  • Kleinkinder bis 6 Monate: 0,7 mg
  • Kleinkinder von 7 bis 12 Monaten: 0,9 mg
  • Kinder von 1 bis 3 Jahren: 1,3 mg
  • Kinder von 4 bis 8 Jahren: 2,2 mg
  • Kinder ab 9 Jahre, Erwachsene und schwangere und stillende Frauen: 10 mg

Natriumfluorid enthält 45% elementares Fluor und Monofluorphosphat enthält 19% elementares Fluor.

Vorsichtsmaßnahmen und Warnungen

Schwangerschaft und Stillzeit: Fluor scheint während Schwangerschaft und Stillzeit sicher und unbedenklich zu sein, wenn es in Dosierungen verwendet wird, die unterhalb der maximalen täglichen Zufuhr (siehe oben) von 10 mg elementarem Fluor liegen und wenn es in Form von Zahnpasta und Mundspülungen direkt auf die Zähne aufgetragen wird. Höhere Dosierungen sind nicht sicher und unbedenklich und können unter anderem Knochen und Bänder schwächen, sowie Muskelschwäche und Probleme im Bereich des Nervensystems hervorrufen.